Thema: Sildenafil und dessen Wirkung gegen Impotenz (new)

Viagra wurde am 27. März 1998 in den USA als erste Pille gegen Impotenz zugelassen. Ein halbes Jahr später erfasste der Siegeszug des Mittels gegen Erektionsstörungen auch Deutschland. Sexuelle Potenz auch noch im hohen Alter sowie dann, wenn Krankheiten wie Arteriosklerose, Diabetes oder hormonelle Störungen eine Erektion verhindern, war seither für viele keine Wunschvorstellung mehr. Die auf Rezept erhältlich Pille gegen Impotenz kann Erektionsstörungen bei der einzelnen Einnahme mit einer Wirkung von rund vier Stunden beheben und befreit viele Paare vor Frust in der Partnerschaft. Das Mittel stärkt das Selbstwertgefühl der betroffenen Männer und rettet oftmals sogar die Beziehung.

Entdeckung des Wirkstoffs Sildenafil

Für die Wirkung von Viagra verantwortlich ist der Wirkstoff Sildenafil. Entdeckt wurde dieser Mitte der 1980er-Jahre als klassischer Zufallsfund. Eigentlich waren die Chemiker des Forschungszentrums des Arzneimittelherstellers Pfizer in der südenglischen Stadt Sandwich auf der Suche nach einer Substanz zur Erweiterung der Herzkranzgefäße durch die Ausschaltung des Enzyms Phosphodiesterase 5 (PDE5). Hierdurch versprach man sich eine wirkungsvolle Behandlungsmethode gegen Angina pectoris (Herzenge). Man fand den Wirkstoff Sildenafil, der 1991 nach erfolgreichen Tierversuchen klinisch getestet wurde. Hierbei machte sich die Förderung des Erektionsvermögens als Nebenwirkung bemerkbar. Diese Erkenntnis bestimmte drei Jahre danach die weiteren Folgestudien.

Wie wirkt Sildenafil?

Erektionsstörungen weisen oft auf Störungen im Gefäßsystem hin. Sildenafil fördert den Blutfluss. Dies geschieht über den Botenstoff Stickstoffmonoxid, der bei sexueller Erregung im Schwellkörper freigesetzt wird. Hierdurch wird vermehrt cGMP (cyclisches Guanosinmonophosphat) ausgeschüttet, was eine Entspannung der Gefäßmuskulatur im Schwellkörper bewirkt. Gleichzeitig weiten sich hierbei die Arterien, was ein stärkeres Einfließen von Blut und damit die Erhärtung des Schwellkörpers zur Folge hat.
Wenn zu wenige cGMP-Moleküle gebildet werden bzw. das cGMP schon zuvor durch das Enzym Phosphodiesterase 5 (PDE5) abgebaut wird, kommt es zu Erektionsstörungen. Hier setzt der Wirkstoff Sildenafil an: Er blockiert das zerstörerische Enzym und verhindert damit den Abbau von cGMP.
Die Rolle des Stickstoffmonoxids und damit die Grundlage für die Wirkung von Viagra entdeckten die US-amerikanischen Forscher Robert F. Furchgott, Louis J. Ignarro und Ferid Murad schon lange, bevor Pfizer die rautenförmigen Pillen entwickelte.

Sildenafil kann Leben retten

Die Wirkung von Sildenafil als Mittel gegen Impotenz ist vielen bekannt. Der Wirkstoff hat aufgrund seiner blutgefäßerweiternden Wirkung jedoch auch noch weitere Einsatzgebiete. Das Angriffsziel von Sildenafil in der Gefäßmuskulatur ist beispielsweise auch in den Lungenbläschen vorhanden. Daher wird Sildenafil heute auch bei Lungenhochdruck, Lungenfibrose und COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) erfolgreich eingesetzt. So werden am Lungenzentrum in Gießen 2300 Patienten mit dem Wirkstoff behandelt. Allerdings nicht in Form von Viagra, sondern mit dem ebenfalls von Pfizer hergestellten Mittel Revatio, das 2005 im Eilverfahren die Zulassung erhielt. Denn das Mittel kann bei Lungenhochdruck Leben retten – allein in Gießen können 420 Menschen mit der Einnahme von drei Tabletten täglich am Leben erhalten werden.

Berge überschreiten auf dem Weg zum Erfolg

Bevor der Wirkstoff zur Behandlung von Lungenhochdruck zur Anwendung kommen konnte, musste er allerdings speziell auf dieses Anwendungsgebiet hin getestet werden. Der dazu durchgeführte Selbstversuch führte fünf Mediziner und neun professionelle Bergsteiger auf den Himalaja. Denn im Fall eines länger andauernden Aufenthalts in derart großen Höhen kommt es bei gesunden Menschen durch den Sauerstoffmangel zu einem Lungenhochdruck, wie er sonst nur bei Personen mit chronisch verengten Lungengefäßen auftritt. Die Studie hatte Erfolg: Der Wirkstoff stellte seine leistungsverbessernde Wirkung auf die Lungenfunktion unter Beweis.

Neue Hoffnungen ergeben sich hierdurch auch für die Behandlung von Schistosomiasis-Patienten mit dem Wirkstoff Sildenafil und dessen Weiterentwicklungen. Der Befall mit den Pärchenegeln, wie die Schistosoma-Parasiten auch genannt werden, gilt unter Experten als weltweite Hauptursache des Lungenhochdrucks. Entsprechende Studien werden derzeit am Pulmonary Vascular Research Institute, einem internationalen Forschungsinstitut für Herz- und Gefäßkrankheiten, durchgeführt

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